11 Japanese Artists 2024

11.05. – 10.09.2024

Schwetzinger Straße 91
D-68165 Mannheim
Mobil:
+49 (0) 177 400 6 222
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 15-19 Uhr, Samstags: 11-15 Uhr sowie nach Vereinbarung



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Meine sehr geehrten Damen & Herren,

Die Ausstellungsform, die bei dieser den Frühling abschließenden Ausstellung gezeigt wird, ist die der Accrochage. Dies ist eine seit den 1960er Jahren gebräuchliche Form der Bilderhängung, bei denen die Galeristen eine Art Cross Over durch das Galerieprogramm zeigen. Ergänzt wird dieses Konzept hier durch die Arbeiten einiger Künstler für zukünftige Ausstellungen. Dabei können Sie, und das ist vielleicht das Besondere an dieser aktuellen Ausstellung, die ganze Vielfalt der japanischen Kunst miterleben, die so viele ganz unterschiedliche Facetten bietet. Zwei Positionen hier zu Beginn machen die Breite des Spektrums schon überaus deutlich: Shinsuke Kikuchi, der zu den neuen Entdeckungen der Galerie Böhner gehört, und Tomohiro Mae.

Shinsuke Kikuchi entwickelt seine Werke aus einer Vielzahl unterschiedlicher Fundstücke. Aus diesen Fundstücken schafft er, wie in Europa einstmals die Surrealisten, mosaikartig polychrome und polymorphen Objekte. Im Internet gibt es ein eindrucksvolles Video aus seiner Werkstatt zu sehen. Dort kann man miterleben, wie akribisch der Künstler an seinen Objekten arbeitet und wie viel handwerkliche Präzision es erfordert, diese doch so unterschiedlichen Teile zu seinem wirkungsvollen Ganzen zusammenzufügen.

Ist dieser ambitionierte Künstler eine neue Entdeckung in der Ausstellung der Galerie Böhner in Mannheims’ Schwetzinger Vorstadt , konnten wir Tomohiro Mae vor kurzem zu seinen Arbeiten persönlich befragen, denn er war zu seiner Ausstellungseröffnung nach Mannheim gekommen. Wie wir anhand seiner Werke erkennen können, ist er ein Weltenbummler. Dabei begnügt er sich allerdings nicht mit der dokumentarischen Darstellung. Darüber hinaus geht es ihm um die Erkenntnis, dass Dinge, die doch so klar vor Augen liegen, je nach Standpunkt, ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Dies bringt er in seinen Werken durch eine Geometrie zum Ausdruck: Hühnereier, die er vor die Darstellung setzt und die, je nach Perspektiven, flächig oder dreidimensional wirken. Probieren Sie es aus. Sie werden dabei feststellen, dass sich auch die Wirkung des gesamten Bildes, abhängig vom Betrachterblick entsprechend verändert.

Auch Hiroshi Yamazoe ist für die meisten Gäste der Galerie Böhner ein alter Bekannter. Kleine Formate, wie diese Ausschnitte von Himmelsbildern mit ihren beeindruckenden Farben haben wir bisher allerdings selten gesehen. Meistens kennen wir seine impressionistischen Landschaftsbilder.

Die für die Accrochage ausgewählten Werke wirken trotz ihres relativ kleinen Formats monumental. Himmelsbilder, wie bei Caspar David Friedrich. Abstrakte, poetische Kompositionen, die vor dem Bildträger schweben. Dabei bleibt vage, ob der Künstler nicht auch hier die Natur zum Vorbild hatte, oder die reine Fantasie, der Fluss der Farben, in denen sich das Licht reflektiert.

Toro TERANISHI ist eine weitere Neuentdeckung in dieser Ausstellung. Wie er zu seinen Motiven kommt, bleibt ein Geheimnis. Die Angabe auf der Ausstellungsliste trägt hier wenig zur Aufklärung bei. Jedenfalls erscheint die Textur des Bildträgers und die ausgesprochen dünn aufgetragene Farbe ein Stilmittel zu sein, dass die Motive in verklärtem Licht erscheinen und dadurch eine geheimnisvolle Wirkung entsteht. Der Anschnitt, der gewählt wurde, lässt an Schnappschüsse in der Fotografie denken. Doch gerade durch diese Rätselhaftigkeit erhöht sich die Spannung. Die Art der Darstellung schwebt zwischen Fotorealismus und Feinmalerei mit offenem Ausgang.

Eindeutig für die Painture entscheidet sich Ranko Kizaki. Für die Leuchtkraft dieser Bilder ist die Pigmentierung von besonderer Bedeutung. Die Farbe stellt die Künstlerin selbst aus natürlichen Pigmenten, wie sie in wertvollen Steinen vorkommen, her. Daher kommt der starke sinnliche Eindruck, den man beim Betrachten dieser Bilder hat. Die Räumlichkeit und Dreidimensionalität entsteht hier durch den kontrastreichen Untergrund.

Fuento Karashima war vor einigen Monaten ebenfalls in einer Einzelausstellung vertreten. Es gab dort zwei Werkgruppen. Zum einen weibliche Akte, erotische Kunst mit Bezügen zum Symbolismus. Dann eine Werkgruppe mit einer kosmischen Ausrichtung auf die Planetensysteme. In diesem Zusammenhang steht auch die Auswahl der in dieser Ausstellung gezeigten. Hier sind es besonders die Farbtöne der informell gehaltenen Kompositionen, die in diese Richtung weisen.

In genau die entgegengesetzte weist Sumiko Mizuno. Hier liegt der Fokus auf dem Mikrokosmos. Man begegnet übereinander gelagerte Formenschichten, die von kettenartigen Gebilden umschwebt werden. Unter diesen könnte man sich gut die DNA vorstellen, die den Code der Lebewesen enthalten. Wie die Murmeln eines Kinderspiels sind hier die potenziellen Gaben und Möglichkeiten aufgereiht, die das Schicksal für das erst noch im Entstehen begriffene Wesen bereit hält.

Waren die bisher genannten Künstlerinnen und Künstler von der Malerei in anderen Weltgegenden gar nicht so sehr verschieden, gibt es in dieser Ausstellung einige Exponate, bei denen man den japanischen, zumindest den ostasiatischen Ursprung sofort erkennen kann. Ganz besonders bei Garyu Murayama, ein Meister der traditionellen, vom Zen Buddhismus geprägten Schriftkunst. Was Sie hier sehen und unter Zuhilfenahme der Ausstellungsliste auch lesen können, sind Schriftbilder von Sinnsprüchen, wie „Nähere dich allem unvoreingenommen“, oder „Wenn du deine Gedanken anhältst, verstehst du das Wesen von allem“. Sinnsprüche, die der tiefen geistigen Welt – nicht nur der Japans, ins Stammbuch geschrieben werden könnten.

In dieses geistige Umfeld gehört auch Hiroha Odaka. Dabei sind die dunklen Töne sehr reich an Nuancen. Wie bei den uns bekannten Spielarten der Gouache oder des Aquarells entsteht hier die Wirkung im Wechselspiel zwischen dem Pinselstrich und dem Malgrund. So zu arbeiten entspricht der traditionellen, von Kunstsammlern in Japan hochgeschätzten Technik, wie sie von alters her gepflegt wird. Allerdings weicht Hiroha durch die perspektivische Art der Darstellung von solchen traditionellen Bildformen ab.

Die nun zum Ende meines kleinen Vortrags folgenden Künstler weichen durch ihre Techniken von den bisher vorgestellten ab. Moe Watanabe ist eine Romantikerin unter den ausstellenden Künstlern. Sie arbeitet reliefartig und hebt so einzelne Partien in ihren Bildern plastisch hervor. Mit Vorliebe verwendet sie Pastelltöne in ihren Bildern, was den Motiven eine märchenhafte Aura verleiht. Gern werden auch Goldtöne eingesetzt, was den romantischen Eindruck noch zusätzlich verstärkt.

Mit den aus hellem Holz geschnitzten Masken von Kazuma Ishida möchte ich abschließen. Bei diesen Masken handelt es sich um Formen, die auf den ersten Blick wie Tanz und Theatermasken wirken. Dies nicht zuletzt wegen ihres starken mimetischen Ausdrucks. Schaut man jedoch etwas genauer hin, überrascht die Lebensnähe, die selbst bei den grotesk verzerren Zügen noch gut zu erkennen ist.

Text: Dr. Helmut Orpel

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• 5. April 2024

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